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Die Eight Legs aus London
sind die Indieband, dessen Debüt der neuen Inselbands wohl am rotziges
rüberkam. Jetzt lebte die Band zwei Wochen lang in Berlin auf engsten
Raum, zusammengepfercht in einem 15-Quadramterzimmer. Was dabei rauskam
ist weniger rotzig, hat mehr Konzept und klingt teilweise orchestral.
Was die Band dazu geführt hat, mehr zu experimentieren, warum sie wie
viele andere Indiebands Berlin als Aufnahmeort gewählt haben und wie
sie es geschafft haben, sich ohne die nötige Beinfreiheit nicht auf den
Nerven zu gehen, haben Jack Wharton, Sam Jolly und Adam Neil uns im
Interview erzählt.
POPCONNECTION: Ihr habt euer neues Album in Berlin aufgenommen. Warum hier?
Jack:
Wir wollten etwas Neues ausprobieren, also haben wir uns gesagt, wir
müssen mal raus und da sind wir nach Ostberlin gegangen. Das war Mitte
Januar für zwei Wochen. Wir hatten eine tolle Zeit.
Sam:
Wir lieben diese Stadt, daher sind wir hierher gekommen. Aber es ist
nicht nur die Stadt, es sind besonders auch die Menschen und das
musikalische Umfeld. Es ist die Offenheit, die uns so begeistert hat.
Wir spielen sehr gern in Deutschland und besonders in Berlin. Die Leute
sind einfach anders. Nicht so sehr szenebezogen.
Jack:
Diese Stadt gibt einem das Gefühl von Freiheit. Du gehst in Berlin über
die Straße und fühlst dich einfach wohl. Ich weiß nicht, vielleicht
sind es die verschiedenen Kulturen, die hier aufeinander treffen. Dies
spiegelt sich natürlich auch in der musikalischen Offenheit wider.
POPCONNECTION: The Rakes haben mir etwas Ähnliches erzählt und nannten Berlin die neue Musikstadt Europas. Seht ihr das auch so?
Sam: Ich denke schon. Berlin hat zumindest die offenere Clubszene und einige der besten Clubs in Europa.
POPCONNECTION: Was ist der Unterschied zu London?
Jack:
In London musst du akzeptiert sein. Ich habe das Gefühl, dass in Berlin
die Leute auf dich zukommen und nicht so voreingenommen sind, wie es
manche Magazine in England vorschreiben. Hier spielt man einfach und
die Leute bilden sich dann ihre eigene Meinung. Zumindest kommt mir das
so vor und man wird auch viel häufiger darauf angesprochen.
Adam: Definitiv fühlt es sich so an. (lacht)
POPCONNECTION:
Lasst uns über das neue Album sprechen. Es ist experimenteller geworden
und viele Journalisten vergleichen euch mit Razorligtht oder Bloc
Party, aber ihr würdet euch eher mit Velvet Revolver
vergleichen...(lacht) Ich meine natürlich Velvet Underground.
Sam: Ich dachte schon, Mann. Velvet Revolver sind doch scheiße. (lacht)
POPCONNECTION: Das sind die Nachwirkungen des Berliner Nachtlebens.
Sam: Mann, da weiß ich genau, was du meinst! (alle lachen) Es
ist einfach so, ich habe das mal gesagt, dass man uns lieber mit Velvet
Revolver…scheiße mann...jetzt hast du mich angesteckt…Velvet
Underground vergleichen kann. Aber das habe ich nur gemacht, weil viele
schlechte Musikjournalisten die Band nicht kennen und wir
oberflächliche Vergleiche mit Bands, die man grad so kennt, nicht
mögen. Ich denke einfach Vergleiche sind verwirrend und dann hört euch
die Sachen doch einfach selber an.
POPCONNECTION: Was
war der Grund dafür auf der neuen Platte mehr mit Geigen und Synthies
zu experimentieren und ihr fast denselben Titel, wie Tom Wolfes Buch "The Electric Kool-Aid Acid Test" über die Anfänge der Hippie-Bewegung zu geben?
Jack:
It's more psychedelic! (lacht) Die Platte klingt einfach reifer, nicht
mehr ganz so roh. Wir haben uns als Band weiterentwickelt.
POPCONNECTION: Wie entstehen denn bei euch die Songs?
Sam:
Nun, zunächst gibt es kleine Ideen, die man ausprobiert im Proberaum.
Es ist ein langer Prozess und ein guter Song ist nie fertig, sondern
wächst mit jedem Mal, an dem man ihn live spielt. So ist es besonders
bei uns. Oft werden die Songs, die im Proberaum entstanden sind, beim
Livespielen durch leichtes Experimentieren noch verändert, wodurch dann
das finale Produkt im Studio entsteht. Oft bewegt sich der Song erst
mit der Meinung und besonders der Reaktion der Fans auf Livekonzerten,
verstehst du was ich meine?
POPCONNECTION: Ziemlich genau. Das Publikum ist dein Richter und man merkt ziemlich schnell was funktioniert und was nicht.
Sam:
Genau! Manchmal springt der Funke an einem Abend besonders rüber, meist
wenn du wieder neue Ideen einbaust, die so unerwartet sind. Daher haben
wir für unser neues Album auch erst 60 Prozent allein aufgenommen und
erst später im Studio neue Sachen und besonders Synthie-Klänge, Geigen
und das alles eingebunden. Manchmal haben wir stundenlang in die Songs
gehört und nach neuen Ideen gesucht.
POPCONNECTION: Ok, sagen wir mal so, wenn euer erstes Album klang wie The Jam "All Mod Cons", das Neue euer "Sgt. Pepper" ist, wie wird das Nächste klingen?
Sam:
Das ist ein Vergleich, den ich mag. Würd sagen: Like a Psychedelic Punk
Vibe! Nein, ich denke da natürlich nicht immer an ein Konzept. Songs
entstehen entsprechend deiner Stimmung. Die kann ich jetzt noch nicht
voraus sehen.
POPCONNECTION: Aber wie war die Stimmung
als ihr während der Aufnahme auf engsten Raum gelebt habt? Man hört,
ihr hattet nur einen Raum? Seit ihr Euch nicht schnell auf die Nerven
gegangen?
Jack: Ja Mann, klar. Wir hatten ein
15-Qudratmeterzimmer oder so. Manchmal hatten wir die Füße des anderem
im Gesicht, während wir schliefen. Aber diese Erfahrung schweißt einen
zusammen und wir haben eine gute Platte hinbekommen und freuen uns
wieder hier zu sein und in Berlin heut Abend zu spielen.
POPCONNECTION: Ich freu mich auch drauf. Danke euch für das Interview!
Sam: Danke dir!
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