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Seattle zu Gast in Münster. Josh Ottum gab sich im Amp die
Ehre und klärte vor dem Konzert über Inspirationsquellen für seine
wunderbaren Lieder auf. Ob Sonne und Strand oder verklärter Himmel,
Radiorotationsmusik oder Jazz, jede Umgebung und Musikquelle birgt
Reize, die Stimmungen hervorruft. Und wie! Was Josh mit dem Album "Like
The Season" eindrucksvoll beweist.
POPCONNECTION: Wie hat dir die Tour bislang gefallen? Gab es spezielle Momente oder aber auch ärgerliche Erlebnisse?
Josh Ottum:
Da war bislang so ziemlich alles dabei: Große Clubs mit vielen wie auch
wenigen Leuten, kleine Läden mit Publikum und ebenso leere Lokalitäten.
Man weiß nie, was einen erwartet, abgesehen von gutem Essen und
normalerweise netten und manchmal auch gut betrunkenen Leuten. Bislang
ist es jedenfalls eine schöne Tour gewesen und was einen besonders
freut ist, wenn sich im Publikum Personen befinden, die das Album
bereits haben und die Lieder kennen. Das ist ein wunderbares Gefühl.
POPCONNECTION: Fühlst du dich in Europa wohl, bist du zum ersten Mal hier?
Josh Ottum:
Oh, ich bin bereits einige Male in Europa aufgetreten. Ich kann zwar so
gut wie kein Deutsch, was mich ein wenig ärgert, aber abgesehen davon
fühle ich mich hier sehr wohl. Ich hab auf jeden Fall Glück Michael
(als Deutschen) als Schlagzeuger dabei zu haben, was die Tour einfacher
gestaltet .
POPCONNECTION: Vor deinem Soloprojekt bist du Mitglied zweier Bands gewesen. Was hat dich dazu bewogen, eigene Pfade zu beschreiten?
Josh Ottum:
Das ist eine gute Frage. Genau genommen könnte man die Situation als
Kreuzung bezeichnen, auf der ich mich befand. Ich musste mich
entscheiden, welchen Weg ich einschlagen wollte. Was die Bands
betrifft, war die eine auch ein Soloprojekt namens Mister Pleasant. Ich
produzierte dabei alle Songs auf dem Keyboard. Die andere Band Friends
for Heroes hat mit auch viel Freude bereitet, aber für mich hat sich
herauskristallisiert, dass ich alleinverantwortlich arbeiten möchte,
eigene Entscheidungen treffen möchte. Das ist mir bei dem jetzigen
Album auch sehr wichtig gewesen und es ist die richtige Entscheidung
gewesen. Ich habe viel Arbeit darin investiert und bin mit dem Resultat
sehr zufrieden. Ich weiß, dass ich auch nach mehrmaligem Hören noch
sagen werden kann "Gut gemacht!".
POPCONNECTION: An dem
Album waren noch andere Musiker beteiligt. Doch auf der Tour wirst du
einzig von Michael begleitet. Verhält sich das nur auf der Europa-Tour
so?
Josh Ottum: Was Europa betrifft, wäre es auch in
finanzieller Hinsicht schwierig in voller Album-Besetzung aufzutreten.
Aber selbst in den USA kommt es vor, dass ich allein spiele. Will
heißen mit Gitarre und Computer. Ansonsten befinden sich noch sieben
weitere Musiker mit mir auf der Bühne.
POPCONNECTION: Wie ist denn der Kontakt zu diesen Musikern zustande gekommen?
Josh Ottum:
Einige von ihnen kenne ich schon seit Ewigkeiten. Wir spielten bereits
auf der High School zusammen in Bands. Andere kenne ich über Sufjan
Stevens und einen Kontakt habe ich via E-Mail hergestellt, nachdem mir
das Album jener Band sehr gut gefallen hatte.
POPCONNECTION: Dein Album zeichnet sich durch große musikalische Vielfalt aus. Erzähl
mir doch bitte mal, was deine Musik beeinflusst. Woher bekommst du
diesen Input? Gibt es vielleicht so etwas wie einen "Seattle-Spirit"?
Josh Ottum:
Es ist schwierig, das so genau zu fassen. Zum Beispiel fällt es mir
leichter bei schlechtem Wetter an meinen Sachen zu arbeiten. Was ich
sagen kann ist, mein gesamtes Leben und meine Umgebung beeinflussen
alles, was ich tue. Zum einen beeinflussen mich die Bands aus Seattle,
aber auch Musik, die ich im Radio höre. Die erste Hälfte meines Lebens
habe ich in San Diego verbracht, die andere in Seattle, so dass sich in
einigen Liedern eher eine sonnige Atmosphäre widerspiegelt, in anderen
dann eher eine dunklere. Ich mag den Kontrast wie zum Beispiel zwischen
Leben und Tod, schwarz und weiß und so weiter. Großen Einfluss in Bezug
auf das Artwork hat auf jeden Fall mein Großvater gehabt und auch im
Generellen. Er ist Dichter und hat auch Musik gespielt. Irgendwie ist
sein Geist auf dem Album präsent.
POPCONNECTION: Man
liest über dich, dass es insgesamt acht Jahre gedauert hat, bis dieses
Album veröffentlicht werden konnte. Was hat es damit auf sich?
Josh Ottum:
Genau genommen handelt es sich dabei um den Zeitrahmen, in dem ich die
Songs geschrieben habe. Der älteste Song auf dem Album ist tatsächlich
vor acht Jahren entstanden, all die anderen sind viel später, in den
letzten zwei Jahren, entstanden. Die Produktionszeit des Albums betrug
dann aber auch noch eineinhalb Jahre. In den USA ist es noch nicht
einmal auf dem Markt, dort gestaltet sich der Prozess noch zäher als
hier. Hier hat es gerade mal zwei Monate gedauert, bis das Album raus
kam, in den USA sind es jetzt schon zwei Jahre.
POPCONNECTION: Als letztes wüsste ich gern, was deine Wünsche für die Zukunft sind.
Strebst du nach großem Erfolg, oder ist es dir wichtiger mit deiner
Musik, deinem Schaffen zufrieden zu sein?
Josh Ottum: Ich
achte in Bezug auf meine Musik nicht darauf, ob sie erfolgreich sein
könnte und produziere sie dementsprechend nicht darauf hin. Wenn sich
Erfolg einstellt, ist das natürlich großartig. Wenn ich zufrieden und
glücklich und mir selbst gegenüber ehrlich bin und versuche, das
Bestmögliche zu machen, dann ist es mir egal, was andere davon halten
oder wie es ankommt. Für mich ist es spannender, alles offen zu lassen.
POPCONNECTION: Damit wären wir jetzt auch schon am Ende angelangt. Ich danke dir vielmals!
Josh Ottum: Ja, bitte, sehr gern geschehen.
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