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Palestar ist ein Quartett aus Leipzig, das vor kurzem sein Debüt-Album "Mind The Landscapes" veröffentlicht hat. Die
Bandgeschichte beginnt, als sich Patrick Sudarski im Alter von 16 oder
17 Jahren eine Gitarre kauft und mit seinem Gitarrenspiel seinen
Nachbarn Tom Hausmann so sehr nervt, dass dieser sich einen Bass
zulegt, um dem Lärm entgegen zu wirken. Verstärkung erhält er durch den
Gitarristen Ole Toense. Beide beschließen, eine Band zu gründen und
stehen kurz darauf vor Patrick's Tür, um ihn als Sänger zu engagieren.
Dieser ist begeistert von der Idee und somit ist Palestar ins Leben
gerufen. Der erste Schlagzeuger wird schließlich durch den
Stuttgarter Flavio Steinbach ersetzt und somit ist die aktuelle
Besetzung gefunden.
Palestar finden schließlich den Weg aus dem
Proberaum raus in die Jugendzentren der Stadt, verschicken erste Demos
und gewinnen 2003 u. a. den Titel "Beste Band Leipzigs". Da jedoch
keine Plattenfirma sich bereit erklärt, mit den Jungs ein Album zu
produzieren, entschließen sie sich, es selbst in die Hand zu nehmen.
Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn herausgekommen ist ein
fantastisches Debüt-Album, dass schließlich doch seinen Weg zu dem
Label "Mi Amante" gefunden hat.
Wir haben uns mit Bassist Tom Hausmann über Palestar unterhalten.
POPCONNECTION: Ihr habt vor kurzem euer Debüt-Album "Mind The Landscapes" veröffentlicht. War für euch bei der Bandgründung schon klar, dass ihr das Ganze nicht nur für den Proberaum macht, sondern, dass da mal mehr draus werden soll?
Tom: Nicht wirklich. Aber wer denkt
das schon, wenn man gerade anfängt, sein Instrument zu erlernen. Da ist
man mit anderen Sachen beschäftigt, als an den "großen Traum" zu
denken. Raus wollten wir schon von Anfang an, aber inwiefern sich das
dann entwickeln würde, traute sich da noch keiner zu denken.
POPCONNECTION: "Mind The Landscapes" habt ihr ja ursprünglich selbst produziert...
Tom:
Ja. Also der Bandanteil ist da sehr sehr hoch, weil wir es so wollten.
Wir haben uns lediglich unseren Techniker, mit dem wir da schon seit
zwei Jahren zusammengearbeitet haben, ins Haus geholt und zusammen mit
ihm darüber gesprochen, was wir wollten und haben uns dann mit ihm
herangesetzt.
POPCONNECTION: Das Album ist ja dann schließlich doch bei "Mi Amante" erschienen. Wie kam es, dass doch ein Label darauf aufmerksam wurde?
Tom:
"Mi Amante" war eine ganze Zeit vorher schon mal ein Thema, bevor wir
die Platte dann selbst produziert haben. Aber so recht konnte uns "Mi
Amante" da noch nicht weiterhelfen. Wir hatten "nur" unsere EP "Coming Up For Air"
gehabt und damit ein Label zu finden, dass es veröffentlichen würde,
war nicht drin für uns. Aber uns ging es darum, unsere Platte
deutschlandweit zu publizieren und somit haben wir uns mit Thomas von "Mi Amante" zusammengesetzt und beschlossen, dass "Mind The Landscapes"
darauf erscheinen wird. Das ist so das alte leidige Thema, dass es
der Musikindustrie hier nicht gerade rosig geht und dir keine
Plattenfirma geschweige denn ein Label, eine Produktion finanzieren
kann bzw. will. Aber wir sind sehr froh mit dem Schritt, den wir mit "Mi Amante" gemacht haben.
POPCONNECTION: Hat sich denn der Druck auf die Band erhöht, jetzt, wo ihr bei einem Label seid?
Tom:
Nö, überhaupt nicht. Wir gehen immer noch in den Proberaum, mit dem
Ziel, den "Soundtrack of our Lives" zu machen und da spielt das, was
"draußen" geschieht, keine Rolle. Erhöht hat sich eher unser Druck auf
die Welt da draussen, endlich auf uns mal aufmerksam zu werden. :-)
POPCONNECTION:Wenn man sich die momentane
Musiklandschaft ansieht, haben wir den Brit-Pop aus Großbritannien und
auch in Schweden hat sich eine richtige Musikszene entwickelt, die auch
im Ausland beachtet wird. In Deutschland gibt es momentan auch viele
gute englischsprachige Gitarrenbands. Wieso meinst du, etabliert sich
diese Szene nicht auch im großen Maße im Ausland? Wird zu wenig von der
Musikindustrie dafür getan?
Tom: Schwierig zu sagen. Ich
steck da eigentlich gar nicht so drinnen. Ich kann hier nur Wage
vermuten, dass da vielleicht einfach nur der Glaube an deutsche Bands
schon innerhalb des Landes etwas bröckelt und den brauch man, um im
internationalen Geschäft zu bestehen. Ich meine zum Beispiel mit Tokio
Hotel wird ernsthaft wieder mal versucht, zu exportieren. Kommerziell
einfach zu vermarkten und von daher kein großes Risiko, rote Zahlen zu
schreiben. Aber wie gesagt, das ist nicht mein Gebiet...
POPCONNECTION: Hattet ihr denn schon mal die Möglichkeit im Ausland zu spielen?
Tom:
Na gut, ja wir waren einmal in Österreich für einen Auftritt vor ca.
zwei Jahren. Aber ansonsten haben wir keine Gelegenheit gehabt bzw.
haben wir uns "nur" darauf konzentriert, hier in Deutschland zu
spielen. Wir würden gern, aber wie gesagt, konsequente Schritte
eingeleitet, um dies zu machen, haben wir noch nicht.
POPCONNECTION: Wenn man sich die Reviews zu "Mind The Landscapes" so anschaut, sind diese ja
durchweg positiv. Wie seid ihr selbst mit der Medienresonanz auf euer
Album zufrieden?
Tom: Wir sind im Großen und Ganzem sehr
zufrieden damit, da es uns zeigt, dass es eine Menge Leute da draußen
gibt, die sich täglich mit etlichen Bands auseinandersetzen müssen, von
denen einige echt nicht grad besonders gut sein müssen, wenn man sich
durch das Chaos etlicher E-Fanzines klickt und da auch furchtbare
Sachen liest. Und diese Leute setzen sich mit unserem Album zunächst
auseinander, was uns schon mal viel bedeutet. Wenn man aber dann noch
obendrein erfährt, das unser Album mehr als die üblichen 2-3 Mal
durchgelaufen ist, freut man sich noch mehr. Und dann noch solche
Kritiken zu bekommen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Ja, wir sind echt
zufrieden.
Aber es gibt auch Dinge, wo wir uns gewünscht haben,
mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Sprich wesentlichere Magazine, ohne
hier Namen nennen zu müssen, denn ich denke du weißt bescheid, wer
gemeint ist...
POPCONNECTION: Ja, ich kann's mir denken.
Tom:
Aber letztendlich geht es hier um die Leute, die sich gern mit unserer
Platte auseinandersetzen. Jedoch betrachtet man als Band auch immer die
Sache von der Seite, wie man möglichst an viele Leser rankommt. Obwohl
es wiederum auch egal ist, da monatlich hunderte Platten erscheinen und
kein Mensch auf der Welt die Zeit und das Geld hat, sich damit zu
beschäftigen.
POPCONNECTION: In den Medien werdet ihr
ständig mit Radiohead verglichen. Seht ihr das selbst auch so oder
welche musikalischen Einflüsse würdest du sagen, habt ihr?
Tom:
Puh, musikalische Einflüsse und dazu noch Radiohead...Okay, fang ich
mal mit Radiohead an. Wenn man jemanden fragt, die Musik mit Worten zu
beschreiben, greift man eben auf Referenzen zurück. Das ist okay. Klar
hören wir das oft. Kommt darauf wie man es sieht. Zum einen ist es ein
großes Lob, in einem Atemzug mit Radiohead genannt zu werden. Mir
selber fällt es auch unglaublich schwer, unsere Musik zu beschreiben.
Da machen sich es ein paar Leute leichter und greifen nach den
naheliegensten Sachen. Kennst du zum Beispiel Kashmir?
POPCONNECTION: Ja, die kenn ich.
Tom:
Wieso sagt das keiner über Kashmir? Wieso über uns? Und eigentlich
warum auch? Wenn die Presse bzw. Medien so was schreiben, wollen sie's
ja nicht uns sagen, sondern den Leuten da draußen. Und von daher macht
man es sich da etwas leicht bzw. macht es anderen leichter, sich eine
Vorstellung von dem zu machen, was auf unserer Platte zu hören ist.
Vielleicht also gar nicht so blöd. Und musikalische Einflüsse nehmen
wir uns von überall her, aber am wenigsten von Radiohead.
POPCONNECTION: Dann gibt es wahrscheinlich auch keinen Zusammenhang zwischen "Thought Police" auf eurem Album und "Karma Police" von Radiohead. Das hab ich nämlich auch irgendwo gelesen...
Tom:
Gar nicht. Das Alphabet besteht aus 26 Buchstaben, die nur in einer
gewissen Reihenfolge einen Sinn ergeben und genauso sieht's auch mit
Noten aus. Wir arbeiten eben wie alle anderen auch mit den Sachen, die
uns gegeben sind.
POPCONNECTION: Sind diese ewigen Vergleiche nicht auch manchmal nervig?
Tom:
Na ja, was will man machen. Steuert man dagegen, bringt es auch nichts.
Die Leute packen einen da rein, wo sie uns sehen wollen. Was soll's.
Ist nicht unser Problem. Und nerven tun meist die Dinge, auf die man
sich versteift. Für uns zählt, was wir dabei fühlen, wenn wir einen
Song spielen.
POPCONNECTION: Wie entstehen denn eure Songs?
Tom:
Unterschiedlich. Wenn du als Sänger gerade dabei bist, einen Song zu
schreiben, fängst du an, in deinem Kopf mit allen stilistischen
Möglichkeiten herumzuspielen, die du kennst. So kann es also kommen,
dass ein Song schon eine relativ klare Linie hat und wir ihn als Band
zusammen zu dem machen, was er am Ende ist. Wiederum entstehen Sachen
im Probenraum als Band, bzw. wir haben viele kleine Songschnipsel, die
wir wie ein Puzzle zusammensetzen und mit einer Glasur Psychedelic und
Atmosphäre überziehen. Manchmal hängt man sich an einer unbedeutenden
Line auf und daraus wird ein wahres Prachtexemplar von Song.
POPCONNECTION: Ihr habt ja mit Palestar auch einen myspace-Auftritt...
Tom:
Ja. Ich bin echt sehr angetan von myspace. Wirklich. Es ist wie in
einem riesigen großen virtuellen Kaufhaus. Wir haben schon
Bekanntschaften mit amerikanischen Bands gemacht, die gern mit uns
spielen würden.
POPCONNECTION: Das ist schon echt ein
riesiges Netzwerk, das man über myspace aufbauen kann. Und wenn man
bedenkt, welchen Erfolg es manchen Bands gebracht hat, die ihre Sachen
zuvor nur über myspace publiziert haben, ist das schon enorm.
Tom: Das waren doch die Arctic Monkeys, die darüber recht viel ihrem jetztigen Erfolg zu verdanken haben...
POPCONNECTION: Genau, die waren es. Ich find's schon beachtlich, welche Wellen das geschlagen hat!
Tom:
Ja. Ich kannte es vorher auch nicht. Ein Freund hat's mir irgendwann
mal gezeigt. Jedoch war ich anfangs echt überfordert mit all dem ganzen
"Input", aber nach einer Weile weiß man, worauf's ankommt und sieht die
Möglichkeiten und man will halt auch was vom großen Kuchen.
POPCONNECTION: Siehst du also das Internet eher als Vorteil für eine Band, wenn man nach oben will?
Tom:
Kommt drauf an, in welcher Form man sich dort präsentiert. Bei myspace
hat man ja im eigentlichen Sinne auch eine Art Homepage. Nur da
funktioniert das ja mit Leute anfreunden auf einer anderen Ebene wie
zum Beispiel eine normale Bandhomepage, die im Gegenzug eher statisch
ist und man darüber wenig kommunizieren kann. Wenn man also Kontakt zu
Leuten aufnehmen will, die einem weiterhelfen bzw. unterstützen
könnten, ist das auf jeden ein Vorteil, den man sich eigen machen
sollte.
POPCONNECTION: Meine abschließende Frage ist: Was habt ihr für die Zukunft geplant?
Tom:
Wir wollen das, was wir machen für immer machen und darum stecken wir
uns einige Ziele wie zum Beispiel bald das nächste Album aufzunehmen,
überall zu spielen, wo es möglich ist und uns einfach mit voller
Hingabe dem Ganzen zu widmen. Wir müssen uns auch eine Booking Agentur
suchen zum Beispiel. Aber im Wesentlichen sich zu zeigen.
POPCONNECTION: Da drück ich euch ganz fest die Daumen! Wir sehen uns dann im September auf eurem Gig hier in Münster!
Tom: Ja, du bist herzlich eingeladen!
POPCONNECTION: Danke für die Einladung und vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!
Tom: Danke für alles!
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