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Lange war es still um Zoot
Woman geworden, die Band von Stuart Price und den Brüdern Johnny und
Adam Blake. Pünktlich zum Höhepunkt des von ihnen mit eingeleiteten
80er Revivals melden sie sich mit ihrem neuen Album "Things Are What They Used To Be" zurück. Wir haben uns vor dem Konzert in München mit Schlagzeuger Adam Blake zum Interview getroffen.
POPCONNECTION: Hallo, wie geht's Dir?
Adam:
Gut, danke! Wir sind jetzt zur Hälfte mit der Tour durch. Ziemlich
anstrengend, aber es läuft sehr gut! Viele Shows waren ausverkauft und
auch ein paar der kommenden Gigs sind schon ausverkauft. Das motiviert
uns sehr. Klasse!
POPCONNECTION: Ihr habt euch sechs
Jahre Zeit gelassen, ehe ihr ein neues Album veröffentlicht habt. Wieso
habt ihr euch so lange Zeit gelassen?
Adam: Nun, da
gibt es eine kurze Antwort und eine ausführlichere Version. Ich nehme
an, bu willst beide hören. Die Kurzfassung: Es war einfach nicht an der
Zeit. Die Songs, die wir schon fertiggestellt hatten, waren einfach
erst dieses Jahr... wie soll ich sagen, wir waren erst dieses Jahr
soweit, dass wir sie veröffentlichen wollten. Aber natürlich ist das
nicht die ganze Geschichte. Es gab sehr viele Veränderungen im Verlauf
der letzten sechs Jahre. Die Musikindustrie war im Wandel, wir haben
die Plattenfirma gewechselt, Stuart hat sehr viel mit anderen Bands,
zum Beispiel den Killers, gearbeitet, und wir anderen waren als
Live-Band sehr gefragt. Das waren alles Dinge, die uns voneinander
getrennt haben. Wir hatten einfach keine Zeit, zusammen als Band zu
arbeiten. Für das Entstehen einer neuen Platte ist es aber unbedingt
notwendig, dass man zusammen ist und konzentriert arbeiten kann. Das
ist die lange Geschichte.
POPCONNECTION: Du hast schon
angesprochen, dass Stuart neben Zoot Woman noch an einigen anderen
Projekten gearbeitet hat. War das jemals ein Problem für euch?
Adam:
Nein, überhaupt nicht. Es gab ein paar Schwierigkeiten, als Stuart
begonnen hat, mit Madonna zu arbeiten. Die Plattenfirma war zunächst
verärgert, vor allem weil wir unsere Pläne, auf Tour zu gehen, zuerst
einmal auf Eis legen mussten. Doch der Streit war schnell beigelegt.
Und seither läuft es besser als jemals zuvor! Im Musikbusiness ist
nicht immer unbedingt alles schlecht, was nach außen den Anschein
erweckt. Wer Zoot Woman damals abgeschrieben hat, lag offensichtlich
falsch. Man muss die Dinge einfach auf einen zukommen lassen, ich
glaube, das können Musiker ganz gut. Musiker sind nicht unbedingt gut
darin, nach einem bestimmten Schema zu arbeiten. Mir fällt gerade keine
passende Metapher ein… Musiker nehmen die Dinge einfach so, wie sie
kommen und machen das Beste daraus.
POPCONNECTION: Seitdem geht ihr ohne Stuart auf Tour, er war jedoch stets Mitglied der Band. Wie kam es dazu?
Adam:
Ja, er war schon seit sechs Jahren nicht mehr mit uns auf Tour. Songs
aufnehmen und Songs live spielen sind zwei verschiedene Dinge. Wir
wollten dem Publikum zeigen, dass unsere Songs Live nicht unbedingt
genau so klingen müssen wie auf dem Album. Im Gegenteil, man kann auf
der Bühne aus einem bekannten Song einen ganz anderen machen. Ich habe
außerdem das Gefühl, dass wir Live ein viel jüngeres Publikum
ansprechen, als im Plattenladen. Wieso also nicht auch in anderer
Besetzung auf Tour gehen?
POPCONNECTION: Du glaubst, dass
es einen Altersunterschied zwischen euren Plattenkäufern und dem
Live-Publikum gibt? Was meinst du, woran könnte das liegen?
Adam:
Ja, ich glaube ich hab recht! Ich weiß auch nicht, wieso… Vielleicht
ist es beim neuen Album auch wieder ganz anders. Wenn zu den Konzerten
viele junge Menschen kommen, freut uns das natürlich. Es ist immer gut,
wenn neue Fans hinzukommen.
POPCONNECTION: Ihr seid schon
seit 15 Jahren im Geschäft. Ich glaube, gerade die jüngeren Fans können
sich das gar nicht vorstellen.
Adam: Naja, du musst
aber auch dazu sagen, dass wir erst 2001 wirklich durchgestartet sind.
Davor haben wir ziemlich viel herum gepfuscht wenn man ehrlich ist.
Trotzdem, verdammt lange Zeit.
POPCONNECTION: Schon im
Jahr 2007 habt ihr den ersten Song des neuen Albums, "We Won't Break",
als kostenlosen Download veröffentlicht. 2008 folgte "Live In My Head",
seit einigen Wochen liegt schließlich das fertige Album im
Plattenladen. Was hat euch dazu bewogen? Wolltet ihr einfach mal wieder
was von euch hören lassen um zu sehen, was passiert?
Adam:
Du hast recht, im Grunde war es so. Vor allem entsprach diese
Vorgehensweise so gar nicht dem marktüblichen Verhalten. Unsere
Plattenfirma hätte uns natürlich nie im Leben dazu geraten, einen
kostenlosen Song anzubieten. Wir haben es einfach trotzdem gemacht. Die
Plattenfirma war nicht begeistert, schließlich will sie Geld verdienen.
Wir haben denen erklärt, dass das Geschäft mittlerweile einfach so
funktioniert, und dass sie sich daran gewöhnen müssen.
POPCONNECTION: Seht ihr euch als Vorreiter auf diesem Gebiet?
Adam:
Nein, das hatten schon andere Bands vor uns gemacht, mittlerweile
natürlich auch einige mehr. Das hat uns einfach wahnsinnig
interessiert. Wir wollten wissen, wie die Reaktionen darauf ausfallen.
Musik ist ein schnelllebiges Geschäft. Da muss nicht alles noch so
funktionieren, wie es noch beim letzten Album war. Das Internet bietet
so viele Möglichkeiten. Letztlich ist alles, was man im Musikgeschäft
anfasst, ein Experiment. Wir wollten sehen, ob es klappt.
POPCONNECTION:
Innovativ seid ihr nicht nur hinsichtlich neuer Marketing- und
Vertriebswege. Angesichts des aktuellen 80er Revivals und dem
Elektro-Indie Trend muss man euch dazu gratulieren, dass ihr dem Trend
um Lichtjahre voraus wart. Wie denkst du über diese Entwicklung?
Adam:
Nun, jeder borgt sich den Sound vergangener Dekaden. Wir haben eben ein
bisschen mehr 80er in unsere Songs einfließen lassen und waren damit
vielleicht ein bisschen früher dran, etwas experimentierfreudiger als
andere Bands. Das freut mich natürlich. Ich habe schon oft gehört, dass
unsere ersten zwei Alben, wenn sie jetzt erscheinen würden, viel
erfolgreicher sein würden. Da ist vielleicht was dran. Aber eigentlich
kümmern wir uns nicht um sowas. Wir waren immer schon Feinde dieser
engstirnigen Sichtweise "Gespielt wird nur, was aktuell angesagt ist".
Wir ziehen einfach unser eigenes Ding durch. Ich würde uns nicht als
besonders innovative Band bezeichnen. Unser Ziel ist es Songs zu
machen, die Trends überleben, also auch im Abstand von zehn Jahren noch
gehört werden.
POPCONNECTION: Das ist euch definitiv gelungen bis jetzt...
Adam: Wenn wir das geschafft haben, ist es die größte Ehre, die wir uns vorstellen können.
POPCONNECTION:
Was habt ihr euch für die Zukunft vorgenommen? Arbeitet ihr schon
wieder am übernächsten Trend? Werdet ihr euch wieder so viel Zeit
lassen?
Adam: Nein, das würde ich ausschließen. Ich hoffe, dass wir bald wieder die Zeit finden, gemeinsam an neuem Material zu arbeiten.
POPCONNECTION: Vielen Dank für das Interview!
Adam: Gern geschehen!
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